von JKA » Mi Jun 28, 2006 5:19 am
Hallo all Ihr lieben Gefährten in der Not...
ja, wenn es kommt, dann kommt es immer ganz dick... Nicht nur mein SINUS ist krank, mich hat es in den letzten 2 Wochen auch auf den Bauch geworfen. Ich hatte alle Hände voll zu tun zu organisieren, dass SINUS in meiner Abwesenheit versorgt wird, weil ich mich ins Krankenhaus begeben mußte. Da es uns beiden jetzt gerade wieder gut geht, haben wir die letzten paar Tage richtig genossen.
Jetzt bin ich also wieder hier und will mich nach der Abwesenheit bei Euch zurückmelden. Zunächst wünsche ich allen Hunden (und ihren Herrchen / Frauchen) alles Gute und vor allem Gesundheit oder mindestens Besserung. Es tut mir besonders leid, dass es einigen auch nicht so gut ergangen ist (z. Bsp. Bossi). Die besten Wünsche von mir, dass es bald wieder besser gehen möge.
Was gibt es von uns? Wir haben die Chemo fortgesetzt, obwohl wir wieder mit den Nebenwirkungen zu kämpfen hatten und in einer Nacht auch eine sehr ernste Situation mit dem Erbrechen entstanden war. Und wie es immer so kommt, war in dieser Nacht weder mein Arzt noch der Notdienst erreichbar. Die Brechattacken kamen halbstündlich, ich keinen
Tropf und auch keine MCP / RANITIN Spritzen mehr da. Ich also nachts um 3 nach Berlin in die Klinik gefahren und Medikamente und Spritzen geholt (auch hier nochmal vielen Dank an die nette Bereitschaftsärztin, die mir die Spritzen gab, obwohl das an nichtmedizinisches Personal nicht erlaubt ist). Möglicherweise hat das SINUS das Leben gerettet, denn es war wieder furchtbar. Eigentlich stand für mich fest, dass diese Quälerei meinem Tier nicht angetan werden soll. SINUS hat sich aber sehr gut nach 2 Tagen erholt und jetzt geht es ihm sehr gut. Die Knoten sind weg, er frißt gut und ist wieder richig gut drauf (wenn man von der Hitze mal absieht). Ich muß sagen, dass er eine gute Hundelebensqualität hat, wieder tobt und sich gut fühlt. (Das Blutbild war etwas beeinträchtigt, aber noch erstaunlich gut). Nach den Tagen der Diät sind wir wieder zu Fleisch und Pansen übergegangen, er bekommt Colostrum und Toumorin und alle 14 Tage ist Erhaltungschemo. Da haben wir jetzt das Methotraxal gegen Vinchristin (in die Vene) ausgetauscht in der Hoffnung, dass das nicht solche Nebenwirkungen erzeugt. Außerdem werden wir die Gaben zeitlich gestreckt und anders kombiniert geben, ich weiß aber noch nicht ob das die Situation entschärfen wird. Sofran scheint gut zu helfen ist aber preislich out of scope (300,-€ für 3 Ampullen!!!). In der Chemopause waren die Knoten leicht wieder angeschwollen (nachdem, sie während der Chemo vollständig weg waren), was nur heißt, dass es ohne Chemo nicht gehen wird. Der Titel meines threads ist also aktuell "Wie soll ich entscheiden" - jetzt aber in der Form, soll man 20 Stunden Quälerei und elende Übelkeit in Kauf nehmen um damit 2 Wochen einen fast gesunden Hund zu bekommen (von den mittlerweile erheblichen Kosten mal abgesehen). Ich bin da einfach nicht mit mir einig. auf der einen Seite sehe ich wie er sich während der Krise quält und völlig fertig ist (es schlimm, wenn nach dem 10ten Erbrechen Blut kommt), andererseits sehe ich, wie er sich erholt und dann voller Lebensfreude ein fast gesunder Hund ist.(er bellt wieder, bewacht das Grundstück gegen "Eindringlinge" und war sogar mit mir schwimmen). Sogar ein bißchen zugenommen hat er wieder, nachdem er ca. 5 Kilo abgenommen hatte.Schlimm ist auch, dass man eigentlich nur "experimentieren" kann, die Chemo ist eine ständige Gratwanderung in Bezug auf Dosierung, Verträglichkeit, Gegenmitteln, individueller Empfindlichkeit und Gesamtgesundheitszustand. Die Protokolle sind eigentlich nur Richtwerte...
Nur, was gibt es für Alternativen? Keine. Man sieht, wenn die Chemo pausiert, dass die Erkrankung wieder aufflammt und vermutlich sehr schnell wieder den Level wie zu Beginn der Erkrankung erreichen wird. Das bedeutet aber den sicheren, relativ schnellen Tod. Lohnt es sich da nicht 15 oder 20 Stunden zu leiden und danach fast normal weiterzuleben? Ich weiß es nicht und traue mich nicht, diese Frage zu verneinen. Mein Süßer liegt hier unter meinem Schreibtisch, liegt auf meinem Pantoffel und schaut mich mit "Schalkaugen" an (will mir nämlich sagen, das ich mal versuchen soll, den Pantoffel zurück zu bekommen, dann kann er daran zerren und mir zeigen wie stark er ist), soll ich da jetzt sagen, nein wir machen nicht weiter und in 3 Wochen wir er "erlöst". Oder muß ich nicht sagen, ja Du mußt Dir eine Nacht die blutige Seele aus dem Bauch kotzen, damit wir hier beide sitzen können und damit Du morgen im Garten unter der kühlen Treppe liegen kannst, das Gartentor beobachten und später Deinen vergrabenen Knochen suchen kannst.
Ich weiß es nicht.
SINUS + JKA