Hallo in die Runde,
ich habe durch Anita von diesem Forum erfahren. Vielen Dank noch dafür.
Ich hatte das Glück einen Teil meines Lebens mit einer wundervollen Westi-Hündin, die ich Maja nannte, teilen zu dürfen.
Sie war gerade mal 7,5 Wochen alt, als sie bei mir einzog, entgegen allen Reden seitens meiner Familie, Bekannten, Freunde und meines damaligen Freundes. Ich wollte mein ganze Leben lang einen Hund und endlich mit 17 befand meine Mutter (als einzige!!), dass ich alt genug sei das selbst zu entscheiden.
Sie war nie ernsthaft krank. Sie hat mal gebrochen und einmal hatte sie sich ihren Zeh verletzt, aber das einzig Grössere war die Kastration im Alter von 8Monaten.
Im April 2007 hat sie auf einmal angefangen nachts ziemlich laut zu schnarchen. Ich dachte an eine Erkältung oder so, da ich zu der ZEit selbst ziemlich krank war. Ich machte mir schon Vorwürfe, dass ich sie angesteckt haben könnte. Und dann bestätigte die Tierärztin auch noch meine Befürchtungen und verschrieb uns Antibiotika. Nach einer Woche dann weitere Mittel, aber es wurde nicht besser. Am 9.Tag hatte ich die NAse voll und fuhr wieder zum TA. Das es eine Gemeinschaftspraxis ist, hatte ich diesmal eine andere behandelnde Ärztin, die nach dem ersten Abtasten sofort Krebs vermutete.
Es wurde eine Röntgenaufnahme gemacht. Es wurde ein ganzer Lymphknoten entnommen, da man mir erklärte, dass bei einer einfachen Biopsie die Gefahr der Streuung zu gross wäre. ICh war ziemlich unbedarft und stimmte der OP zu.Gott sei Dank erholte sie sich ziemlich schnell davon. Das Ergebnis, das mir erst nach einigen Telefonaten und einigem Hin und Her (Ist negativ, ach ne, doch positiv
) war niederschmetternd. Ich hing 1 Tag lang heulenderweise nur auf meinem Sofa herum. Dann hab ich mich aufgerappelt und forschte im Internet.
Des weiteren bin ich zu einer anderen TÄ, die mir jedoch auch irgendwie unfähig vorkam. Also ist meine Mutter, da ich arbeiten musste, mit der Kleinen in die Tiermedizinische Hochschule nach Hannover gefahren. Ich hab mein armes Tier danach kaum wieder erkannt. Total durch den Wind war das arme Ding. den Bauch haben sie ihr rasiert und dabei sämtliche Zitzen mit anrasiert. Die Milz und die Leber wurden punktiert, sowie das Sternum. Blut wurde auch noch abgenommen. Und das schlimmste war, dass ich meiner Kleinen nicht beistehen konnte.
Während die TÄ aus der G-Praxis meinte, dass eine Chemo keinen Sinn machen würde, da sie "GELESEN" hätte, dass Hunde mit der Krebsart und dem Stadium nur zwischen 10 und 99 Tagen zu leben hätten, sagte der TA aus der Hochschule, dass wir auf jeden Fall eine Chemo machen sollten. Das hieße aber auch mind. einmal pro Woche nach Hannover zu fahren (ca. 70km von uns aus,ohne Auto). Und natürlich ist die Chemo auch nur in der Woche möglich (Mo-Fr) in der Zeit von 8-18Uhr also genau meine Arbeitszeit. Ich war total verzweifelt, weil ich dachte, dass ich einen Ausweg gefunden hätte und er somit gleich wieder verbaut wurde. Bevor ich das mit den Zeiten wusste, habe ich mir aber schon mal ein Auto gekauft, denn ich dachte ja, dass ich wöchentlich nach H müsste. Nun war ich also wieder ratlos. Meine Kleine war zwar noch relativ gut drauf aber das Staging von V B war doch sehr beängstigend. Und dann hatte sie Probleme beim Kot absetzen. Der Po "stülpte" sich immer ein wenig nach aussen. Und das bei meiner kleinen Dame, die doch so empfindlich mit ihrem Hinterteil war. Von einer netten Nachbarin erfuhr ich dann von einem guten TA, denn ich dann auch aufsuchte. ICh sprach mit ihm über die Diagnose, die Lebenserwartung, die Möglichkeiten. Er erklärte mir die Vorgehensweise bei einer Chemotherapie und riet mir, eine Nacht darüber zu schlafen. Ich muss noch dazu sagen, dass die Hochschule damals behauptete, dass in BS kein TA die Chemo durchführen würde. Mittlerweile weiß ich ,dass es mind. 2 Praxen gibt, die das machen.
Ich hab also eine Nacht darüber geschlafen und entschied mich dafür. Die Verlockung, meinen Hund vielleicht noch 6-12 Monate länger bei mir zu haben, möglichst ohne Schmerzen und das bei ihrem wirklich guten Zustand , war einfach riesig.
Ich hätte die Chemo nicht begonnen, wenn es Maja schlecht gegangen wäre, aber sie war sehr gut drauf, spielte, frass, war neugierig.... ich wollte, dass es ihr weiter so gut ginge. Sie wurde dann auch nach dem MW-Protokoll behandelt. Und bis auf eine Tablette, von der sie sich gelegentlich übergeben hat, hat sie alles sehr gut vertragen, sogar die Infusion. Natürlich war sie am nächsten Tag ein wenig schlapp und wir mussten es dann ganz ruhig angehen lassen, aber schon am nächsten Tag war sie, als wenn nichts gewesen wäre. Wir sind zu ihrem Lieblingssee gefahren, waren im Harz wandern, haben viel mit ihrem Bällchen gespielt, kurz wir haben die Zeit wirklich ausgenutzt. Die Chemo ging bis Ende September 07. Bis Anfang November ging es ihr recht gut. Sie hat zwar zwischendurch nochmals Cortison bekommen, aber nur geringe Dosen. Im November kam es zu einem Rückfall. Das war so, als wenn man durch die Stadt geht und plötzlich dreht sich die Person vor einem herum und schlägt einem ins Gesicht. Einfach unfassbar!
Durch weitere Forschungen sind wir auf ein anderes Krebsforum gestossen, in dem von einem Apotheker und seinen Mitteln viel gesprochen wurde. Also hab ich mit ihm Kontakt aufgenommen und habe sämtliche Medikamente bei ihm bestellt. Es waren insgesamt 18 verschiedene Medikamente , die in 24 Dosen über den Tag verteilt gegeben werden mussten. Ins FUtter konnte ich ihr nichts mischen, da sie dann nichts mehr gefressen hat. Also musste ich die Tropfen vorweg in einer Spritze aufziehen und ihr geben. Das ging eine Weile wirklich sehr gut. Das Fell wuchs wieder, wurde wieder glatt und glänzte. Auch machte sie insgesamt einen sehr guten Eindruck. Ihr Immunsystem wurde unter anderem mit NeySol-Sprizen, Zylexis-Spritzen, Horvi-Tropfen und einigen anderen Mitteln stark gepuscht. So erlebten wir noch sehr schöne Weihnachtsfeiertage, wo es das grösste für sie war, die "zufällig" heruntergefallenen Kekslkrümel aufzusammeln. Ich durfte sie auch jeden Tag mit zur Arbeit nehmen, so dass wir wirklich 24 Stunden am Tag gemeinsam verbrachten. Das war eigentlich das schönste. Sie immer bei mir zuhaben, meine ich. Dann auf einmal, am 31.12. mochte sie nichts mehr essen. Ich schob es erst auf Silvester und versuchte es mit jeder Art von Leckerlis und in jeder Art es zu geben. Es half nichts. Der Ta gab ihr nochmals Cortison und Vitamincocktails. Es half einfach nichts.Sie frass nicht.
Gestern nun gab mir der TA noch künstlichen Magenschleim mit, um ihren überreizten Magen zu besänftigen, damit sie doch bitte endlich mal wieder etwas Nahrung zu sich nähme. Aber wieder nichts. Ich hab sie in mein Bettchen geholt, aber irgendwann wurde es ihr zu viel und sie sprang ( so wie sie es immer tat) vom Bett herunter. Dabei ist sie einfach hingefallen. Dann rannte sie auf einmal in den Flur und setzte sich an die Tür. Da saß sie nun so klein und zerbrechlich und wackelte mit ihrem Köpfchen. Ich hielt es ihr und sie ließ sich ein wenig fallen. Dann ganz plötzlich schreckte sie hoch, rannte in die Küche (wo sie auch immer ein Kissen liegen hat) versuchte sich aus dem Kissen ein Nestchen zu bauen, ließ sich fallen, sprang wieder auf, erbrach sich, rannte wieder zum Kissen und ließ sich wieder fallen. Das war dann wohl also der Moment. Ich wollte den TA anrufen, hatte das Telefon in der Hand und in dem Moment überkam mich solch eine Angst, dass ich nicht mehr wusste was ich tun sollte. Aber jede weitere Minute wäre reine Selbstsucht gewesen. Also rief ich an, es war 21:48Uhr. Ich trug sie ganz vorsichtig zum Arzt hinein, der ihr dann eine Spritze zum Einschlafen gab. Es ging sehr, sehr schnell. Erst gaben ihre Hinterbeinchen nach und dann sackte sie einfach zusammen. Und gerade, als der Ta sie auf den Tisch hob, musste sie sich noch ein letztes Mal erbrechen. Aber ich wollte doch nicht, dass sie letztendlich erstickt. Also habe ich ihr noch den Schleim aus ihrem Maul entfernt, so gut es eben ging.
Dann endlich gab es die endgültige Erlösung, sie glitt einfach ganz sanft davon. Ich dachte, der Moment würde ganz schlimm werden, aber ich habe einfach sehr stark gefühlt, was für eine Erleichterung es für sie war.
Ich war immer ganz allein für sie verantwortlich. Jetzt zerfressen mich die Gefühle:
die Selbstzweifel, ob ich ihr mit den Therapien wirklich etwas Gutes getan habe, die Wut über die Krankheit, die sich mittlerweile wie eine Pest durch´s Land zieht, die Trauer um mein geliebtes Baby, die Angst, dass ich sie vielleicht doch besser 1-2 Tage früher hätte erlösen sollen...
Ständig schau ich mich um, so wie sonst immer, um zu sehen, ob es ihr gut geht und vorsichtig, um sie nicht zu treten. Ich machte die Wohnzimmertür zu und fragte mich im gleichen Moment "Wozu? Sie kann doch nicht mehr hinein!"
Der Trost ist, dass der TA meinte, dass es ihr wirklich bis zum Schluss sehr, sehr gut ging. Und dass ich sie sich nicht noch weiter hab quälen lassen.
Oh Gott, ich vermisse sie so!!!!
Morgen treffe ich mich mit einer Dame von einem Bestattungsunternehmen beim TA, die dann meine kleine Eisbärprinzessin mitnimmt, um sie kremiern zu lassen. Ich hoffe, dass ich das morgen überstehe ohne in Weinkrämpfe auszubrechen. Ich nehme jedenfalls schonmal vorsichtshalber Beruhigungstropfen (auf pfanzlicher Basis).
Ich möchte mich bei meiner Hündin bedanken, die mich immer freundlich empfangen hat und meine schlechte Laune mit einem Rutenschlag in Nichts auflösen konnte.Die geduldig blieb, wenn ich es nicht war und die mir bedingungslos ihr kleines Herzchen geschenkt hat.
Sie war und ist mein Goldschatz!!!!
Ich wünsche euch da draussen eine gute Nacht und hoffe, dass sich unsere Fellnasen hinter der RBB ein schönes Leben machen.